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Einschätzungen der Votanten

Reflexionen, Kritik, Beurteilung, Genese, Fragen

Die Kirche befindet sich in einer Zeit des Umbruchs, und es wird sich noch einiges mehr ändern (müssen). Dies sind grundlegende Einschätzungen der pastoralen Situation der Gemeinden vor Ort. Auch wird darauf verwiesen, daß die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht folgenlos bleiben werden.

Die Kirche sollte die Gläubigen möglichst bald und möglichst offen über die durch den zunehmenden Mangel an Hauptamtlichen gegebene Situation in Kenntnis setzen und gleichzeitig überzeugende und nicht erst in ferner Zukunft realisierbare Konzepte zur Beseitigung der Mangelsituation vorlegen. Diese Konzepte müssen motivierende Perspektiven enthalten, die vor allem auch der Jugend als echte Mitmachgrundlagen brauchbar erscheinen. (G251-568-0)
Mit einer reinen Verwaltung von Priestermangel und Maßnahmen eines Krisenmanagements ist der Seelsorge aber kaum gedient. Die Größe der Gemeinde sollte menschlich überschaubar bleiben, und die Seelsorger sollten in und mit der Gemeinde leben. Die geistliche Mitte der Gemeinde, die Eucharistiefeier, benötigt einen Priester, der mit der Gemeinde verbunden ist. Der Priester soll als Gemeindeleiter für die Gläubigen am Ort als Garant der Einheit der Kirche unmittelbar erfahrbar bleiben. Wir halten dies für unverzichtbar. (G115-059-0)
Die gegenwärtige ... Situation ... erfordert einen konsequenten Rückgriff auf das Prinzip des gemeinsamen Priestertums aller Gläubigen. (G213-402-0)
Die schwindende Zahl der Priester und die gestiegenen Anforderungen an Seelsorge lassen ein allein auf das Amt des Priesters hin orientiertes Pastoralkonzept als desolat erscheinen, da eine pastorale ''Versorgung'' im bisherigen Sinne nicht mehr möglich ist. (G314-720-0)
Ebenso sicher scheint, daß die Kirche derzeit über keinerlei den Gläubigen plausible und überzeugende Konzepte zur Beseitigung dieses wohl gravierenden Mangels verfügt. (G251-568-0)


Es wird deutlich, wie eine zukunftsweisende Seelsorge aussehen sollte: Träger der Seelsorge ist die Gemeinde selber, die Christen sind nicht Objekt, sondern Subjekt der Pastoral, es wird die Option für die Armen, Schwachen und Kranken genannt. Machtausübung oder Manipulation gehen mit Seelsorge oder kirchlicher Beratung nicht zusammen.

Alle Getauften haben Teil am Lebensreichtum, mit dem Gott uns beschenkt. Diese fundamentale Gleichheit aller Getauften ist ein grundlegendes Prinzip der kirchlichen Verfassung. Jeder Christ ist Empfänger der Gnade Gottes und Träger des kirchlichen Lebens (Subjekt und nicht Objekt!). (G263-662-0)
Wir sehen deshalb die Notwendigkeit, das Bewußtsein jedes einzelnen Christen dahingehend zu schärfen, daß er nicht nur Objekt der Seelsorge, sondern selbst Christusträger ist und auch für andere Seelen Sorge tragen sollte. (G232-474-0)
Wo außerhalb der Gefängnismauern nimmt die Kirche ihre prophetische Funktion wahr, laut und deutlich für eine gerechtere Gesellschaft einzutreten? Bestätigt und unterstützt Kirche nicht auch selber das Gefälle reich - arm und die Existenz von Randgruppen? Eine fast reine Kirche des Mittelstandes hat nicht viel Gemeinsames mit der Sammlungsbewegung Jesu und seiner Parteinahme für die Armen. Vielen erscheint diese Kirche als satt, langweilig und eigentlich überflüssig. Im Blick auf die Gemeinden suchen wir nach Mitkämpferinnen und Mitkämpfern für eine einladende, parteiliche Kirche. (VS-001-330)
Eine solche Art von Seelsorge verzichtet bewußt auf Belehren und Moralisieren von oben nach unten und auf ein Machtgebaren, das sich als ''helfen-wollend'' bezeichnet. (VS-001-330)
Niemals ist Beratung dabei Indoktrination, Bevormundung. Schon vom Wortverständnis her ist Beratung stets begleitendes, schützendes, förderndes Mitwirken, das die Freiheit des anderen voll respektiert. Beratung will in erster Linie helfen herauszufinden, was der/die Ratsuchende selbst als richtiges Ziel für sich entscheidet. Jesus selbst hat den Menschen sein Heil nicht aufgedrängt. (VV-001-220)


Ziel der gewünschten Veränderung ist ein menschliches Antlitz der Kirche, die den Namen Jesu Christi zu Recht für sich beanspruchen darf, weil sie das Interesse am einzelnen Menschen höher stellt als das Beharren auf Grundsätzen. Hierbei kommt der Person der Seelsorger/innen besondere Bedeutung zu.

Wenn es im Pastoralgespräch um die zukünftige Pastoral geht, dann kann sie nur bestimmt sein von dem ersten und eigentlichen Pastor, also von Jesus selbst. Was ihm wichtig war, muß auch der Kirche wichtig sein! Nicht die herkömmliche Form von Seelsorge ist das letztlich Maßgebende, sondern Christus! (VS-001-330)
In Zukunft wird es entscheidend darauf ankommen, daß die Kirche ihr Interesse an dem einzelnen Menschen wieder entdeckt. (VV-005-320)
Den Worten müssen endlich Taten folgen! Menschen in Sehnsüchten, Nöten, Freuden, in ihrem Denken und Fühlen zu erreichen, damit sie sich auch verstanden fühlen, das muß die Gemeinde vor Ort immer wieder neu versuchen mit viel Phantasie, Kreativität, Dynamik, Einsatz von Kraft und Zeit und ihrer Tradition. (G351-804-0)
Wo unsere Gemeinden im Seelsorgemanagement ersticken, verlieren sie von selbst ihre Ausstrahlung als lebendige Oasen des Glaubens in den geistlichen Wüsten unserer Städte. (G144-214-0)
Wir alle müssen mithelfen, damit - und das ist ein ganz wichtiger Aspekt - aus Pfarrern wieder Pastöre werden. (G321-727-0)
Die Amtskirche ist weit von den Gläubigen abgerückt. Jeder einzelne Christ muß mit sich alleine klarkommen bzw. suchen, um eine Vertrauensperson zu finden. Die wenigen guten Priester sind völlig überfordert und allein gelassen. (G252-495-0)
Seelsorge in der ''idealen Kirche'' kommt nicht vor. Kirche geht zu wenig zu den Leuten, obwohl diese nicht mehr zur Kirche kommen, um Hilfe und Sinngebung zu erfahren. Seelsorger, Priester und Laien müßten mehr Zeit für diesen Aufgabenbereich haben. (G341-750-0)


Aber auch für Haupt- und Ehrenamtliche in der Seelsorge wird eine gute Zusammenarbeit erhofft.
Bei aller Gesprächsbereitschaft und Gesprächsnotwendigkeit scheint sich eine gewisse Skepsis bei den Gemeindemitgliedern zu halten, ob denn Partnerschaft und echtes Ernst-nehmen seitens der Amtsträger wirklich praktiziert werden. (Vgl. dazu Kapitel 6: ''Laien in der Kirche''.)

Ziel muß eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Priestern und haupt- und ehrenamtlichen Laien sein. (D-353)
Bei unseren Gesprächen über die Pastoral in der Münstergemeinde auf dem Weg zur geschwisterlichen Gemeinde wurde uns deutlich, daß die Haupt- und Ehrenamtlichen der Pfarrei sich soviel Zeit als möglich für das Aufeinanderzugehen nehmen müssen! (G185-312-0)